25.-29.10.2025 Herbstfarben im Engadin

Im Herbst verwandelt sich das Engadin in ein leuchtendes Farbenspiel aus Gold, Rot und Blau. Die Lärchenwälder färben sich in strahlendes Gelb bis Kupfergold, während Heidelbeersträucher karminrot leuchten und die Bergwiesen in warme Ockertöne übergehen. Die klaren Seen spiegeln das tiefblaue Himmelslicht und die goldenen Hänge, wodurch ein fast magisches Leuchten entsteht.


Die Luft ist glasklar, die Konturen der Berge scharf, und das Licht der tief stehenden Sonne lässt die Landschaft weich und warm erstrahlen.


Morgendlicher Nebel, Harzduft und das Läuten der Kuhglocken verleihen der Szenerie eine ruhige, melancholische Stimmung – ein Moment wie ihn nur der Engadiner Herbst kennt.


27.10.2025 - Laj da Staz (Stazersee)

 

Gegen Morgen ziehen Wolkenschichten über das Tal. Ich beobachte die Entwicklung vor dem Sonnenaufgang, um zu entscheiden, ob sich ein früher Aufbruch lohnt. Doch die Wolkendecke wird zunehmend dichter, und so entscheide ich mich zunächst für ein ruhiges Frühstück. Ich rechne damit, dass diese Wolken bald den angekündigten Schnee bringen werden.

 

Überraschenderweise lockert sich die Bewölkung nach dem Frühstück wieder auf, und sogar die Sonne kommt hervor. Bei Dauerschnee hätte ich heute wohl einen „Bürotag“ eingelegt, doch so nutze ich die Gelegenheit für einen Ausflug.

 

Ich fahre nach St. Moritz und parke den Wagen etwas außerhalb der Stadt. Von dort starte ich die 2,2 Kilometer lange Wanderung zum Lej da Staz (Stazersee). Ich kenne diesen Ort von zahlreichen Bildern, war aber selbst noch nie dort. Die schönsten Aufnahmen entstehen normalerweise bei feinem Nebel über dem Wasser, doch mir ist klar, dass diese Stimmung heute nicht zu erwarten ist. Trotzdem möchte ich den Weg und die Location für zukünftige Ausflüge erkunden.

 

Schon nach wenigen hundert Metern mache ich meinen ersten Fotostopp am St. Moritzersee. Die Spiegelung der Berge und der goldgelben Lärchen im stillen Wasser ist atemberaubend schön. Danach gehe ich ohne weitere Unterbrechung weiter zum Ziel.

 

Auch am Lej da Staz treffe ich auf wundervolle Spiegelungen der herbstlichen Bäume. Ich fotografiere die beiden Holzstege, die in den See führen, mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund – eine perfekte Komposition. Ich kann alle geplanten Aufnahmen umsetzen, doch bald zieht starker Wind auf und zerstört die glatte Wasseroberfläche. Ich warte eine Weile, doch als sich keine Besserung abzeichnet, mache ich mich auf den Rückweg zum Auto.

 

Inzwischen bläst der Wind kräftig, und auch die Spiegelungen am St. Moritzersee sind verschwunden. Mit dem Wind kehrt eine graue Wolkendecke zurück, die sich den Rest des Tages hält.

 

Gegen Mittag bin ich zurück im Hotel und widme mich meinen „Büroarbeiten“ – Bildsichtung, Notizen, Datensicherung. Gegen 15:30 Uhr beginnt es schließlich intensiver zu schneien. Laut Wetterbericht soll der Schneefall vor Mitternacht enden.


Sorgen bereiten mir eher die angekündigten Temperaturen um –5 °C, denn auf den Straßen dürfte es glatt und vereist werden.


26.10.2025 - Anreise ins Engadin und erste Fotoshootings

 

Der Wecker klingelt früh – um 5:00 Uhr. Eine halbe Stunde später sitze ich bereits im Auto und fahre zum Autoverlad bei Klosters, der etwas außerhalb des Ortes liegt. Der nächste Zug in Richtung Engadin soll um 6:20 Uhr abfahren. Etwa zehn Minuten vor der Abfahrt rollen die Fahrzeuge auf die Eisenbahnwagen. Wir bleiben während der 18-minütigen Fahrt durch den 19 Kilometer langen Vereina-Tunnel im Auto sitzen – ein eigenartiges, aber bequemes Gefühl, während der Zug sich lautlos in die Dunkelheit schiebt.

 

Bei der Ankunft in Sagliains empfängt mich leichter Schneefall. Auch die Landschaft trägt bereits ein dünnes, weißes Kleid – ein sanfter Übergang zwischen Herbst und Winter. Bis zu meiner Unterkunft auf dem Malojapass sind es noch rund 60 Kilometer. Unterwegs wechseln sich Schnee und Regen ab, doch kurz vor St. Moritz klart der Himmel auf, und das Wetter bessert sich überraschend schnell.

 

Ich halte mehrfach entlang der Straße an, um die herrlichen Herbstfarben an den steilen Berghängen zu fotografieren. Mein erster richtiger Fotostopp ist die kleine Insel mit den Lärchen im Silsersee. Trotz leichtem Wind – der die Äste bewegt und das Wasser kräuselt – versuche ich mich an Langzeitbelichtungen, um das Wasser weich und die Wolken leicht streifig wirken zu lassen.

 

Danach fahre ich weiter zum Malojapass und überprüfe den bekannten Fotospot an der Felskante, von dem aus man den Blick auf die sich schlangenförmig windende Passtraße hinunter Richtung Italien hat. Anschließend checke ich im Hotel ein und fahre später noch einmal zur kleinen Insel zurück, um Aufnahmen aus einer anderen Perspektive zu machen.

 

Mit dem Wechsel zur Winterzeit ist der Sonnenuntergang nun bereits kurz nach 17:00 Uhr. Gegen 16:00 Uhr stehe ich wieder an der Felskante – bereit für den nächsten Bildaufbau. Mein Ziel: ein Foto der geschwungenen Straße im Tal bei Dämmerung, mit Lichtspuren der Autos, eingefangen als Einzelaufnahme oder Timeblending. Alles läuft perfekt: dichter Abendverkehr sorgt für die gewünschten Lichtstreifen, und die Komposition aus Straße, Tal und Bergen wirkt im blauen Zwielicht stimmungsvoll und ruhig.

 

Trotz der Beliebtheit dieses Fotospots taucht nur noch ein anderer Fotograf auf. Kurz nach 18:00 Uhr ist alles „im Kasten“. Zufrieden packe ich zusammen und fahre zurück ins Hotel – ein erfolgreicher erster Tag im Engadin, zwischen Schnee, Gold und dem warmen Glühen des Herbstes.

 

Gemäß der Wettervorhersage hätte es in der Nacht zu schneien beginnen sollen. Mehrmals schaue ich aus dem Fenster meines Hotelzimmers, um die Lage zu prüfen – doch der Himmel bleibt sternenklar und ruhig, kein einziges Wölkchen in Sicht. Statt der erwarteten Schneefälle zeigt sich eine kalte, glasklare Nacht über den Bergen.


Erst später wird der Beginn des Schneefalls auf den kommenden Morgen gegen 9:00 Uhr verschoben.


25.10.2025 - Anreise bis Klosters

 

Obwohl ich früher oft zum Wandern und Skifahren im Engadin unterwegs war, hatte ich mich noch nie wirklich fotografisch intensiv mit dieser wunderschönen Region beschäftigt. Spontan, inspiriert durch beeindruckende Bilder vom „Indian Summer“ im Engadin, fasste ich den Entschluss, einen Kurztrip dorthin zu unternehmen.

 

Da an Wochenenden erfahrungsgemäß viele Wanderer und Fotografen unterwegs sind, plane ich meine Reise von Sonntag bis Mittwoch, um die Landschaft in etwas ruhigerer Atmosphäre zu erleben.

 

Die Wetterprognosen kündigen für Freitag kräftigen Schneefall in den Bergen an. Auf den bekannten Passverbindungen – Julier, Albula und Flüela – wird vor Schnee und Eis gewarnt. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, ändere ich kurzfristig meine Anreiseplanung und fahre bereits am Samstagnachmittag bis nach Klosters im Kanton Graubünden, wo ich übernachte.

 

Am Sonntagmorgen werde ich mit dem Vereina-Autoverlad durch den fast 19 Kilometer langen Vereina-Tunnel ins Engadin reisen – ein bequemer und zugleich faszinierender Weg, um das Hochtal auch bei winterlichen Bedingungen sicher zu erreichen.

 

Gegen 17:00 Uhr erreiche ich die erst heute morgen gebuchte Unterkunft in Klosters.